Filzwachs – Die Idee, die Entstehung und die Weiterentwicklung
Inspiration: Ölfarben und Filz-Fachliteratur
Die Idee zum Filzwachs entstand aus zwei parallelen Inspirationsquellen:
Auf der einen Seite faszinieren mich Ölfarben. Ich habe mich intensiv mit Ölfarben auf Leinölbasis beschäftigt und weiß, dass das Leinöl an der Luft polymerisiert. Das sorgt dafür, dass die Farbe langfristig aushärtet und über Jahrzehnte stabil bleibt. Allerdings zeigen die Recherchen auch: Leinöl kann über sehr lange Zeiträume hinweg spröde werden. Würde man nur reines Leinöl verwenden, wäre es schwer aufzutragen und langfristig nicht optimal für flexible Filzobjekte.
Parallel dazu habe ich mich intensiv mit der Fachliteratur zum Filzen beschäftigt. Dort wird Wachs in Mixed-Media-Techniken häufig eingesetzt – zum Beispiel für Nasen, Schnäbel, Hufe oder andere filigrane Details. Wachse sind international in der Community bekannt, um Fasern zu stabilisieren, ohne dass sie hart und spröde werden.
Aus dieser doppelten Inspiration ist mein Filzwachs entstanden: Die Kombination aus Bienenwachs und Leinöl verbindet die Vorteile beider Welten. Das Leinöl sorgt für eine langfristige Verbindung und Polymerisation, das Bienenwachs verhindert übermäßige Sprödigkeit und verleiht gleichzeitig eine geschmeidige, zähe Konsistenz. So entsteht ein Material, das die Fasern zuverlässig stabilisiert und gleichzeitig elastisch bleibt – ideal für das Trockenfilzen.
Stand der Technik und wissenschaftliche Vorgehensweise
Weitere Recherchen zeigen zudem, dass Möbelwachse auf Bienenwachs- und Leinölbasis ähnliche Eigenschaften besitzen. Sie sind langlebig, elastisch und lassen sich reparieren: Wenn Oberflächen mit der Zeit matt werden oder leichte Sprödigkeit einsetzen, können sie durch erneutes Auftragen von Wachs wieder aufgefrischt werden. Dies lässt vermuten, dass sich ein solcher Effekt auch auf den Filz-Faserverbundwerkstoff übertragen lässt – und man alte Figuren in Jahrzehnten gegebenenfalls auffrischen kann, ähnlich wie bei Möbeln.
In diesem Zusammenhang orientiere ich mich an einem Grundsatz, den ich aus meiner wissenschaftlichen und ingenieurmäßigen Praxis kenne: Erfinde das Rad nicht neu. Statt alles komplett neu zu entwickeln, baue ich auf dem bestehenden Wissen auf – auf Erkenntnissen aus Ölfarben, Wachsanwendungen in der Mixed-Media-Filzkunst und Möbelwachsen – und entwickle daraus eine neue, kombinierte Lösung: mein Filzwachs.
Und genau dieser Gedanke prägt auch meine Entscheidung, das Filzwachs-Rezept weiterhin öffentlich zu teilen: Wissenschaftlicher Erfolg besteht nicht darin, etwas Tolles für sich zu behalten, sondern das Wissen zugänglich zu machen, damit andere darauf aufbauen und die Technik insgesamt weiterentwickeln können. So wächst das Wissen, und genau das ist der Sinn von Wissenschaft – Ideen schaffen, teilen, weiterentwickeln.
Langzeitverhalten und Haltbarkeit
Wissenschaftliche Untersuchungen speziell zur Langzeitentwicklung des Filzwachs-Systems liegen derzeit noch nicht vor – ich führe eigene Langzeit-Beobachtungen und Tests im „kunterbunten Filzlabor“ durch. Durch die Kombination von Leinöl und Bienenwachs entsteht ein Material, das mit der Zeit zäher, aber nicht spröde wird, ähnlich wie es von hochwertigen Möbelwachsen bekannt ist.
Besonders wichtig war mir, dass das Material ungiftig und für Kinderhände sicher ist. Viele handelsübliche Filzhilfen enthalten Zusätze oder Lösungsmittel, die nicht unbedenklich sind. Bienenwachs und rohes Leinöl sind natürliche Rohstoffe, die schon seit Jahrhunderten im Haushalt, in der Kunst und im Handwerk verwendet werden und eine ungiftige Basis für Spielzeug und Kinderfiguren bilden.
Ausblick: Neue Varianten in Entwicklung
Im kunterbunten Filzlabor laufen bereits die nächsten Entwicklungen:
- Schnellere Trocknung: Ich arbeite an einer Variante mit vorbearbeitetem Leinöl, das eine offizielle Spielzeugzulassung hat und weiterhin lebensmittelecht ist. Dieses Leinöl polymerisiert schneller, sodass das Filzwachs schneller verfestigt. Sicherheits-Hinweis: Beim Erhitzen dieser Varianten ist das Risiko der Selbstentzündung höher, da die Polymerisation exotherm verläuft. Bitte unbedingt nur im Labor oder unter professionellen Bedingungen arbeiten – nicht zu Hause!
- Helleres, farbloses Filzwachs: Das aktuell verwendete Filzwachs ist leicht gelblich, was auf hellen Filzfarben sichtbar sein kann. Ich experimentiere an einer farbloseren Version, die keine Gelbtöne auf den Filz überträgt. So können auch helle oder pastellige Filzobjekte sauber bearbeitet werden.
Es bleibt also spannend! Bleibt am Ball, schaut regelmäßig hier vorbei und folgt uns in den sozialen Netzwerken, um mehr über die aktuellen Entwicklungen vom Filzwachs zu erfahren.
Sicherheits-Hinweise
Beim Erhitzen von Leinöl oder Filzwachs unbedingt **Wasserbad verwenden**. Offene Flammen unbedingt vermeiden! Leinöl kann sich selbst entzünden und mit Luft entzündliche Gasgemische bilden. Bitte immer die beiliegenden Sicherheitshinweise beachten.